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Frauenkampf

Bericht zu den Aktionen am Tag gegen Gewalt an Frauen*

Gestern sind wir als Teil des Frauenbündnis Stuttgart auf die Straße gegangen, um auf die alltägliche Gewalt gegen Frauen* aufmerksam zu machen. Gerade in diesen Zeiten, in denen durch den Lockdown die Unterdrückung der Frau* und die damit einhergehende Gewalt deutlich zu Tage getreten ist, ist es wichtig sich zusammen zu schließen und aktiv zu werden. Zusammen mit etwa 300 Personen haben wir dies am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen* in der stuttgarter Innenstadt getan und werden auch weiterhin unsichere Orte in Stuttgart aufzeigen, die Systematik hinter der Gewalt gegen Frauen* benennen und gegen das Patriarchat kämpfen.
Deshalb läuft auch noch bis Ende November unsere Umfrage zu unsicheren Orten in Stuttgart und Umgebung. Für weitere Informationen und um bei der Umfrage mitzumachen, schaut auf Facebook und Instagram unter dem Sharepic nach.

Den Redebeitrag, den wir gestern gehalten haben, könnt ihr hier noch nachlesen:

Liebe Frauen*, liebe Anwesende

Was ist Gewalt und wo beginnt sie? Diese Frage begegnet uns immer wieder. Gewalt gegen Frauen* hat viele Gesichter und kann klein anfangen, zum Beispiel durch misogyne und sexistische Sprüche oder Witze. Einer Umfrage aus diesem Jahr zufolge sind 70% der Mädchen und jungen Frauen* in Deutschland bereits in den sozialen Netzwerken beleidigt, bedroht oder diskriminiert worden. 60% der in Deutschland lebenden Frauen* wurden schon einmal sexuell belästigt – oft geschieht dies im öffentlichen Raum wie der U-Bahn, im Gedränge auf der Straße oder in Kneipen. Jede vierte Frau* ist von häuslicher Gewalt betroffen und im Jahr 2019 ist statistisch betrachtet an fast jedem dritten Tag eine Frau* durch die Tat ihres Partners oder Ex-Partners gestorben.

Diese Zahlen sind erschreckend. Vielleicht habt ihr oder eine Frau* in eurem Umfeld so etwas auch schon erlebt? Das wäre nicht ungewöhnlich, denn all diese Beispiele sind Formen der Gewalt gegen Frauen*, die alltäglich vorkommen. Sie sind strukturell in unserer Gesellschaft verankert und betreffen potenziell alle Frauen*. Gewalt gegen Frauen* besteht nicht nur aus Einzelfällen, sondern ist in unseren gesellschaftlichen Verhältnissen verankert. Diese Verhältnisse sind patriarchal, das heißt, sie basieren auf der Herrschaft des Mannes über die Frau*. Und eben diese Männerherrschaft und der damit einhergehende Besitzanspruch gegenüber Frauen* bedingt und begünstigt Gewalt gegen Frauen*.

Wir unterscheiden drei Hauptformen von Gewalt an Frauen*:

Ohrfeigen, Stöße und Schläge bis hin zu Femiziden sind der körperlichen Gewalt zu zuordnen. Zur sexualisierten Gewalt gehören unerwünschte Küsse, Angrabschen, Upskirting (also das heimliche Fotografieren unter den Rock), heimliches abziehen des Kondoms, Vergewaltigungen, Prostitution und sexualisierte Cyber-Gewalt, wie z. B. Unerwünschte Penisbilder oder unerlaubtes hochladen von Nacktbildern und ähnlichem. Psychische Gewalt bedeutet, Beleidigungen, Einschüchterungen, Stalking und erzwungene Isolation. Zur psychischen Gewalt gehört ebenfalls die Ökonomische Gewalt, also die finanzielle Abhängigkeit von Mädchen und Frauen* in Familien zum Familienoberhaupt.

Wie ihr hört ist die Bandbreite von Gewalt gegen Frauen* enorm. Versucht deshalb stets darauf zu achten, ob ihr solche Gewaltformen irgendwo wahrnehmt. Sei es an unsicheren Orten, in den öffentlichen Verkehrsmitteln, im Freundeskreis oder auch in der eigenen Verwandtschaft. Gewalt gegen Frauen* darf nicht als natürlich hingenommen werden, sondern muss als solche benannt und gekennzeichnet werden.

Ihr seid nicht alleine, wenn ihr Gewalt erlebt habt. Wichtig zu wissen ist, dass in der Gesellschaft immer noch starke Gefühle der Scham beim Thema Gewalt gegen Frauen* vorhanden sind und es das damit einhergehende Schweigen zu durchbrechen gilt. Sucht euch Hilfe bei Beratungsstellen oder Freund*innen. Wichtig ist es über solche Taten und die damit einhergehenden Erlebnisse zu sprechen, sich gegenseitig zu stärken und zu empowern. Lasst euch niemals einreden, ihr selbst oder andere Frauen* seien selbst schuld, wenn sie solche Gewalt erleben. Nur der Täter ist daran schuld, muss als solcher benannt werden und für seine Taten zur Rechenschaft gezogen werden. Durch unsere patriarchale Gesellschaft erleben Täter oft eine Straflosigkeit oder mildernde Umstände. Deshalb ist es umso wichtiger, das Problem bei seinen Wurzeln zu packen und zwar der Abschaffung des Patriarchats,

Deshalb organisiert euch mit anderen Frauen* und werdet aktiv gegen Gewalt an Frauen*! Das kollektive Engagement mit Nachbar*innen, Kolleg*innen und Freund*innen als Frauen* gibt uns Kraft, denn zusammen sind wir stärker. Um eine Gesellschaft ohne Gewalt an Frauen* zu erreichen, müssen wir dem Patriarchat den Kampf ansagen und unsere kapitalistische Gesellschaft ändern.

Denn Frauen die kämpfen, sind Frauen die leben

Ausgewählte Texte