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Frauenkampf

8. MÄRZ FRAUENKAMPFTAG – WIR ERKÄMPFEN UNS DIE STADT ZURÜCK!

Seit unserer Kindheit hören Frauen*, dass sie nachts nicht alleine durch den Park laufen oder einen zu kurzen Rock tragen sollen. Das könnte nach außen hin das Bild vermitteln: „Dieser Körper ist jederzeit verfügbar“. Die Botschaft hinter solchen „Ratschlägen“ ist jedoch, dass in allen Ecken eine Gefahr lauert und Frauen, wenn sie solche Plätze zu bestimmten Uhrzeiten nicht meiden, auch „zum Teil selbst an Übergriffen schuld seien“. Die ständige Konfrontation mit Warnungen und Aufrufen zur Vorsicht führt bei Frauen zu einem großen Gefühl der Unsicherheit im öffentlichen Raum. Frauen wachsen auf mit der Annahme, dass sie besonders besonders draußen auf der Straße einer stetigen Gefahr ausgeliefert sind. Es bildet sich sozusagen ein kollektives Gedächtnis, das Frauen seit ihrer Kindheit antrainiert wird. Frauen muss in ihrem Leben somit nicht unbedingt bereits Gewalt angetan worden sein, um eine solche Gefahr zu fürchten und Angst zu haben. Darüber hinaus ist die Realität für viele Frauen genauso erschreckend: Gewalt gegen Frauen ist so alltäglich und scheint einfach hingenommen zu werden. In der Politik wird Gewalt gegen Frauen kaum thematisiert, grundsätzliche Zusammenhänge und Gründe werden nicht angesprochen, geschweige denn angegangen zu verändern.

Wie kann es sein, dass unsere Rechte eine so geringe Beachtung finden? Wir machen 50% der Weltbevölkerung aus – Missstände, Bedrohungen und Unterdrückungsmechanismen, denen wir täglich ausgeliefert sind, bekommen jedoch nur eine äußerst geringe Aufmerksamkeit. Wir müssen somit die Strukturen und Verhältnisse, in denen wir leben, hinterfragen und das Problem an der Wurzel packen: Wir leben in einer patriarchalen und kapitalistischen Gesellschaft, die von Ausbeutung und Unterdrückung verschiedener Gruppen, darunter auch Frauen, profitiert. Was bedeutet das für Frauen?

Das Patriarchat basiert auf einem System der Macht und Abhängigkeit und den festgeschriebenen Rollenbildern der Geschlechter. Frauen gelten als Opfer, sie werden als defensiv, schwach und das zu beschützende Geschlecht angesehen. Der Mann dagegen als dominant, überlegen und aggressiv. Die Herrschaft der Männer, die damit verbundene untergeordnete Rolle der Frau und die permanente gewaltvolle Unterdrückung sind so gegenwärtig, dass sie meist als naturgegeben hingenommen werden.

Um den Umständen entgegenzuwirken müssen wir uns zusammenschließen und uns dagegen wehren, dass wir in der Öffentlichkeit klein gehalten werden oder oft sogar unsichtbar sind. Wir wollen Räume erschaffen, in denen es keine Geschlechterhierarchien gibt und Frauen sich trauen, ja sogar gefordert werden, zu sprechen. Wir wollen ein sicheres Umfeld erleben, in dem Frauen sich ermutigt fühlen ihre Komfortzone auch mal zu verlassen und daran wachsen können. Wir wollen gemeinsam Aktionen, Kneipen und Veranstaltungen organisieren, bei denen wir nur unter Frauen sind.

Um uns Räume auch in der Öffentlichkeit zurückzuerobern, ist es wichtig sichtbar zu sein – gemeinsam in Frauengruppen Veranstaltungen zu besuchen, ins Kino zu gehen oder sich im öffentlichen Raum aufzuhalten. Unser Ziel ist es, zum Ausdruck zu bringen, dass wir die patriarchalen Strukturen der Gesellschaft nicht akzeptieren und wir werden immer mit dem Finger auf die eigentlichen Probleme zeigen. Nicht die Frauen müssen sich ändern, vorsichtiger werden oder besser im Kampfsport werden, um unversehrt durchs Leben zu kommen. Die Gesellschaft und das System müssen sich ändern. Unsere Antwort ist, sich mit anderen Frauen zu solidarisieren und gemeinsam gegen die Verhältnisse einstehen, die uns eigentlich unterdrücken. Es ist wichtig, dass wir laut und deutlich werden, auf unterschiedlichste Art und Weise.

Der 8. März ist der Internationale Frauenkampftag. Für uns ist dies einer der wichtigsten Tage, um auf die Situation von Frauen weltweit sowie auch auf die bereits erkämpften Rechte feministischer Vorkämpferinnen aufmerksam zu machen. An diesem Tag gehen Frauen auf die Straße, um für ihre Rechte und ein gleichberechtigtes Leben einzutreten und einen gesellschaftlichen Umbruch einzufordern. Wir nehmen uns den öffentlichen Raum, um unsere Forderungen zu vertreten und als Frauen präsent zu sein. Wir wollen uns die Straße nehmen, unsere Wut in die Öffentlichkeit tragen, laut sein und gehört werden.

„Freiheit ist ein ständiger Kampf“ Angela Davis

*Wir setzen das Wort Frau/Frauen für Personen, die sich als Frau definieren und/ oder von der Gesellschaft als Frau gelesen werden und somit ähnliche Erfahrungen machen wie Frauen.
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