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Frauenkampf

Unser Feminismus ist antirassistisch!

Im Juli veranstaltete das Frauenkollektiv Stuttgart im Rahmen ihrer Kampagne „Unsichere Orte“ eine Kundgebung im Mittleren Schlossgarten. Der Park wurde sich an diesem Tag von Frauen* zurückerkämpft – mit Redebeiträgen und Aktionen nahmen sich Frauen* den öffentlichen Raum, der sonst deutlich männerdominiert ist.

Einige Tag nach der Veranstaltung veröffentlichte die AfD Stuttgart eine Stellungnahme im Amtsblatt, worin sie sich auf die Aktion im Park bezog. Es wird erwähnt, dass die Erläuterungen der Auswirkungen patriarchaler Strukturen in unserer Gesellschaft ungenau seien und das eigentliche Problem an diesem Tag nicht beschrieben worden sei. In ihrem Artikel folgt eine plakative Reduzierung der Ursachen struktureller Gewalt gegen Frauen auf die Migrationsgeschichte junger Männer. Hier soll vermittelt werden, dass Gewalt gegen Frauen kein strukturelles und globales Problem sei, sondern ein Phänomen, das in Zusammenhang mit der internationalen Geschichte junger Männer stehe. Die Gelegenheit wird ausschließlich genutzt, um rassistische Positionierungen zu veröffentlichen und Gewalt gegen Frauen mit simplen Antworten zu begründen. Hierdurch soll die Thematik abstrakt scheinen und fern vom Alltag wirken, in dem Frauen* in Stuttgart sich tagtäglich bewegen.

Die Zahlen zur häuslichen Gewalt in Deutschland zeigen deutlich auf, dass es sich hier nicht um ein abstraktes oder „fremdes“ Phänomen handelt: Jede dritte Frau ist mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/ oder sexualisierter Gewalt betroffen.

Alltägliche Formen patriarchaler Gewalt äußern sich durch psychische und emotionale Gewalt, wie Verunsicherung und Herabwürdigung von Frauen, das Kontrollieren ihres Alltags oder das Zufügen emotionaler Verletzungen. Außerdem sind verbale Angriffe, zu denen Beschimpfungen und sexuelle Belästigung gezählt werden, aber auch das Hinterherpfeifen oder Anbaggern von Frauen in der Öffentlichkeit (catcalling) ein weiterer Aspekt psychischer und sexualisierter Gewalt gegenüber Frauen. Dies geschieht jeden Tag, überall, egal ob auf der Arbeit, zuhause, in öffentlichen Verkehrsmittel oder auf dem Nachhauseweg zu Fuß.

Die Ursachen dieser Missstände sind vielschichtig. Es auf einzelne, sehr bewusste Handlungen von Männern zu reduzieren reicht als Begründung nicht aus. Wir müssen hier auf lange in die Gesellschaft eingeschliffene Herrschaftssysteme blicken. Festgefahrenen Strukturen, die Frauen immer wieder in geschlechtsspezifische Unterdrückungs- und Ausbeutungsverhältnisse pressen, z.B. in die Hausarbeit drängen, damit der Mann seiner Karriere nachgehen kann. Es ist das Patriarchat – die Herrschaft des Mannes über die Frau, die sogenannte „Herrschaft der (alten weißen) Männer“, die uns bevormunden und uns gesellschaftliche Rollen zuweisen.

An der Aktion „unsichere Orte“ im Mittleren Schlossgarten haben auch wir mitgewirkt und möchten uns hiermit klar positionieren und antworten. Gewalt gegen Frauen gibt es in allen Teilen der Gesellschaft egal welcher Herkunft, welcher sozialen Schicht oder welcher Religion die Menschen angehören. Wir sind eine feministische und antirassistische Gruppierung und distanzieren uns deutlich von solcher rassistischen Stimmungsmache. Unser Ziel ist es auf Missstände in der Gesellschaft aufmerksam zu machen, diese aufzuzeigen und dagegen anzukämpfen.

Zusammen Kämpfen Stuttgart

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