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Frauenkampf

Sexistische traditionen abschaffen! Feministische Nachtwacht zum Wasen

„Unsichere Orte für Frauen* bekämpfen!“
„Sexistische Tradition abschaffen!“

Es ist wieder Wasen.

Wir kennen es alle, volle Bahnen, betrunkene Leute, sexistische plumpe Anmachsprüche, Erbrochenes an jeder Ecke, Dirndl, Lederhosen, Lebkuchenherzen und das Schlimmste von allem: pöbelnde große Gruppen, meist männlich und laut. Welche Frau und weiblich gelesene Person in Stuttgart kennt es nicht. Dieses Gefühl von Unsicherheit und Unwohlsein jeden Frühling und Herbst, wenn wieder Volksfest auf dem Cannstatter Wasen ist. Und dieser dann für einige Wochen einer der wohl unsichersten Orte für weibliche Personen in der schwäbischen Metropole wird.

Auf dem Wasen wird im großen Stil sichtbar, was sonst leider auch lltäglich ist, in Clubs, in Bars, in der U-Bahn, auf etlichen Festivitäten, wo Menschen zusammen kommen und feiern. Plumpe Anmachen, Begrapscht werden, sexistische Sprüche, Vergewaltigungen. Jahrein, Jahraus, Frühling wie Herbst, dasselbe. Und nichts ändert sich.

Oder doch?

Dieses Jahr gibt es den Versuch seitens der Stadt Stuttgart die Problematik anzugehen. Es ist den Oberen der Stadt also offensichtlich mittlerweile klar, dass die sexualisierte Gewalt rund um den Wasen ein Problem ist. Durch ein neues Projekt, ein Zelt auf dem Wasen, die sogenannte „WasenBoje“, wo Betroffenen von sexualisierten Übergriffen direkte Hilfe durch geschultes Personal angeboten wird, wird nun versucht das Problem in den Griff zu bekommen. Eine Boje, eine Art Rettungsanker im Meer der patriarchalen Gewalt. Allein dieses Bild spricht mehr als Tausend Worte. Es ist auf Stuttgarts beliebtem Volksfest also nötig einen Rettungsort zu schaffen, Opfer sexualisierter Gewalt zu versorgen, da das Problem der sexuellen Übergriffe so immens ist und nicht mehr ignoriert werden kann.

Und das wars liebe Stadt Stuttgart?

Was ist mit denen, die die Taten begehen? Werden dafür auch Projekte installiert, dass die in die Pflicht genommen werden? Präventive Maßnahmen oder Konsequenzen für die Täter, um sexualisierte Gewalttaten in Zukunft zu verhindern, suchen wir jedenfalls so vergeblich, wie ein Fleckchen Asphalt ohne Erbrochenes rund um die Wasenzeit.

Es kotzt uns wirklich an, dass erneut nichts passiert oder investiert wird, dass die Täter endlich in die Pflicht genommen werden und gezwungen sind ihr Verhalten zu verändern. Dann wäre ein Rettungsanker, wie die „Wasen-Boje“, auf einem großen Fest erst gar nicht nötig wird. Heißt also weiterhin für uns, dass wir uns vor einem Wasenbesuch vorbereiten müssen: was wir anziehen, mit wem wir sprechen können und mit wem nicht, wie wir Anmachsprüchen entgegen treten und mit welcher Körperhaltung wir am besten durch das Zelt kommen, um so wenig Hände
wie möglich abzukommen. Die Handtasche vor den Po, kennen z.B. bestimmt einige. Und wenn wir sexualisierte Gewalt erleben mussten, dann gibt es eine Boje, in der wir versorgt werden. Das ist alles. Und in den Schlagzeilen rund um die Wasenzeit lesen wir weiterhin vermehrt von
Vergewaltigungen, sexuellen Belästigungen und sexistischer Kackscheiße.

Und die Täter?

Feiern fröhlich weiter, trinken literweise Bier und wachen am nächsten morgen verkatert auf, fanden es war ein gelungener Abend. Für diese folgen keinerlei Konsequenzen auf ihre Taten. Dass den Betroffenen der Gang zur Polizei und Justiz an der Stelle nicht weiter hilft, haben wir durch
aktuelle Beispiele, wie unseren Polizeihauptkomissar Renner oder den Rammstein-Sänger Till Lindemann sehen können. Denn geglaubt wird den Betroffenen von sexualisierter Gewalt meist eh nicht.

Wir haben das so satt und wollen, dass sich etwas verändert und die sexistische Tradition auf dem Wasen und überall sonst endlich der Vergangenheit angehört. So dass diese Feste für alle ein Ort der Freude sein können und keine unsicheren Orte für Frauen und weiblich gelesene Personen bleiben

Also, liebe Stadt Stuttgart und Festzeltbetreiber*innen:

Wir haben uns ein paar Gedanken gemacht, wie das gelingen könnte und schlagen folgendes vor:

  • Anti-Sexismus Schulungen vor jedem Wasenbesuch für Männer (was eigentlich generell auf die Feierkultur ausgeweitet werden müsste)
  • Begrenzter Alkoholausschank und Promillekontrollen
  • Keine sexistische und sexualisierte gewaltverherrlichende Musik in den Wasenzelten
  • Männerfreie Wasentage: „Feiern ohne Übergriffe“
  • Erklärvideos mit Benimmregeln für Männer vor den Bierzelten
  • Vollständige Übermalung der sexistischen Darstellungen auf den Fahrgeschäften
  • Wer grabscht, fliegt raus!

Das wären Maßnahmen, wie sexualisierte Gewalttaten verhindert werden könnten, na was haltet ihr davon?

Liebe Stuttgarter*innen,

Wenn ihr all das auch satt habt und es euch schon wieder vor dem Wasen graut, dann haben wir uns was schönes ausgedacht, wo eure Wut vielleicht gut kanalisiert werden kann. Wir organisieren eine Feministische Nachtwacht in Bad Cannstatt, um ein Zeichen zu setzen. Ein Zeichen, dass wir den Status Quo der Patriarchalen Gewalt satt haben. Um endlich eine Stimmung herzustellen, dass Täter mit ihrem Verhalten nicht mehr durchkommen und von allen Seiten Konsequenzen spüren.

Kommt am Donnerstag, den 05.10. um 19.00 Uhr auf den Marktplatz in Bad Cannstatt zur Feministischen Nachtwacht.

Denn: „Macker gibt`s in jeder Stadt, bildet Banden macht sie platt“

Frauenkollektiv Stuttgart

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