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Frauenkampf

Austellung: Frauen*kampf gestern, heute, morgen

Wir sind doch alle schon gleichberechtigt oder?! Ausgehend von dieser Frage haben wir uns die heutige Situation von Frauen* in unserer Gesellschaft angesehen. Per Gesetz sind wir gleichberechtigt, doch eine echte Gleichstellung sieht anders aus. Wir sind in unserem Alltag verschiedenen Formen von Diskriminierung und Benachteiligungen ausgesetzt, was deutlich macht, dass der Kampf für eine gleichgestellte Zukunft notwendig ist und bleibt.

Frauen* und Männer sind zwar laut dem Grundgesetz gleichberechtigt, aber wirkliche Gleichstellung sieht anders aus. Frauen sind bis zum heutigen Tage immer noch massiven Benachteiligungen und Diskriminierungen ausgesetzt. Auf unseren Plakaten zu der Frage “Wir sind doch schon alle gleichberechtigt – oder?!” zeigen wir euch, wie sehr diese Benachteiligungen weiterhin vorhanden sind. Historisch tief verankerte traditionelle und patriarchale Strukturen sowie frauenfeindliche Rollenbilder zeigen sich also nach wie vor im Alltag von Frauen. 

Die gesetzlich verabschiedete Gleichberechtigung bezieht sich somit rein auf die rechtliche und damit formale Gleichstellung von Frauen und Männer. Die gleichen Rechte zu besitzen, bedeutet leider noch lange nicht, dass sich das geschlechtliche Machtungleichgewicht einfach in Luft auflöst. Gesellschaftliche Umstrukturierung hin zu sozialer Gerechtigkeit für Frauen braucht eine feministische Praxis, die über die bloße Gleichberechtigungsdebatte hinaus wirksam wird und bestehende alltägliche Ungleichbehandlungen von Frauen aktiv bekämpft. Wir fordern demnach nicht nur Gleichberechtigung, sondern die Gleichstellung von Frauen in allen Lebensbereichen und die Schaffung gleichgestellter ökonomischer, sozialer und struktureller Bedingungen für Frauen. Unter Gleichstellung verstehen wir somit die tatsächliche Beseitigung von rechtsprechender, politischer, alltäglicher und sozialer Praxen, die Frauen diskriminieren und Teilhabe verhindern. 

Deshalb kommt mit uns am 8. März am Frauenkampftag auf die Straße! Für die Gleichstellung der Frau!

*Wir setzen das Wort Frau/Frauen für Personen, die sich als Frauen definieren und/oder von der Gesellschaft als weiblich gelesen werden und somit ähnliche Erfahrungen machen

Ja, du hast richtig gehört. Viele Frauen tragen unter ihrem Dirndl eine Radlerhose, damit sie vor sexualisierten Angriffen “geschützt” sind. “Mann filmt 17-Jährige unter Dirndl im Festzelt auf dem Canstatter Wasen”, “Grapscher auf Canstatter Volksfest: 66-Jähriger belästigt 16-Jährige” – diese Zeitungsberichte sind aus dem Jahr 2023. Uns Frauen wird die Verantwortung für unsere Sicherheit zugeschoben, während die Täter geschützt werden. Waren wir zu freizügig angezogen oder haben wir eben keine Radlerhose unterm Dirndl getragen, wird uns eine Mitschuld an den Übergriffen gegeben. Einmal mehr wird deutlich, dass sexualisierte Übergriffe im Patriarchat geduldet sind.

Sexualisierte Belästigung und Übergriffe sind Gewalt und dürfen keinen Platz in Festzelten und nirgendwo sonst haben!

Deshalb kommt mit uns am 8. März am Frauenkampftag auf die Straße! Nein zu sexualisierter Gewalt an Frauen!

Obwohl meist Frauen in heteronormativen Beziehungen die Hauptverantwortung für die Haus- und Care-Arbeit leisten, erhalten überwiegend Männer den Applaus für ihre rege “Hilfe” im Haushalt. Dies impliziert, dass die Hauptarbeit bei der Frau liegt und der Mann hier nur unterstützend tätig ist. Das Management des Haushalts liegt demnach in der Verantwortung der Frau.

Auch bei der Kinderbetreuung bleibt die Arbeit meist bei der Frau hängen und man darf sich Sprüche anhören wie “Frauen sind von Natur aus die besseren Mütter.” Dabei gibt es so etwas wie einen Mutterinstinkt gar nicht. Wenn Mütter die Sorgearbeit übernehmen, kennen sie natürlich ihre Kinder und deren Bedürfnisse besser. Es ist somit nicht naturgegeben, sondern liegt daran, dass sie diese Arbeit am meisten leisten müssen. Care-Arbeit fair aufteilen, bedeutet somit auch, dass sich Männer in eigener Verantwortung ohne Aufforderung um solche Arbeiten kümmern sollen.

Deshalb kommt mit uns am 8. März am Frauenkampftag auf die Straße! Gleichberechtigung reicht uns nicht, wir wollen echte Gleichstellung!

Wir erleben massive Kürzungen im Haushalt, vor allem im sozialen Bereich, erneut gestiegene Energie- und Heizkosten, anhaltend steigende Mieten, steigende Lebenshaltungskosten. Hinzu kommt der Staat und ein Wirtschaftssystem, welche den Menschen nach seiner Verwertbarkeit beurteilen, anstatt nach den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtet zu sein. Vor allem für Frauen kommt neben einem oftmals schlechter bezahlten, prekären oder Teilzeitjob noch eine zweite Belastung hinzu, durch unbezahlte Haus- und Sorgearbeit. Ohne diese Arbeit würde unsere Gesellschaft zusammenbrechen. Sie ist darauf angewiesen, dass neue Arbeiter*innen aufgezogen und die Arbeitenden nach einem stressigen Tag wieder fit gemacht werden. Eigentlich könnte jeder diese Aufgaben übernehmen, aber aufgrund von patriarchalen Rollenbilder wird diese Aufgabe zum Großteil immer noch von Frauen übernommen. Hierin zeigt sich die Verwobenheit von Patriarchat und kapitalistischer Wirtschaftsweise, weshalb wir auch beides zugleich von Grund auf verändern müssen, um eine Befreiung der Frau und eine Verbesserung für alle zu erreichen.

Deshalb kommt mit uns am 8. März am Frauenkampftag auf die Straße! Für eine Perspektive jenseits von Patriarchat und Kapitalismus!

Wenn Männer sich entscheiden, mit dem Tragen von Nagellack Gendernormen herauszufordern und damit auch versuchen, patriarchalen Strukturen die Stirn zu bieten, scheint dies erstmal sehr subversiv.
Wer dies allerdings als eine feministische Praxis beschreibt, versteht nicht, worum es im Feminismus geht: in erster Linie nämlich nicht um Männer (und ihre Fingernägel)! Männer erfahren in unserer Gesellschaft auf Grund des Patriarchats Vorteile. Diese Machtverhältnisse werden nicht ausgehebelt, wenn Mann sich die Nägel lackiert, um sich damit vermeintlich ebenfalls dem Patriarchat vor die Füße zu werfen. Mann bleibt trotzdem ein Mann. Mann kann sich den Nagellack wieder abnehmen und dies ist ein Privileg! Der Nagellack steht hier sinnbildlich dafür, dass Männer – wenn sie auch Einschränkungen erfahren, nicht der Unterdrückung und Nachteile ausgesetzt sind, wie Frauen im Patriarchat:
Geschlechtsspezifische Ungleichverhältnisse bei Care-Arbeit, Lohnarbeit, Altersarmut, medizinischer Versorgung, Sexualisierung und Objektifizierung, Verhütung, Abtreibung etc., sowie Femizide und Feminizide brauchen mehr als individuelle Praxis und den Versuch, bei feministischen Themen mitzureden. Es braucht konkrete Handlungen, wie beispielsweise ohne Aufforderung geteilte Care-Arbeit (50/50) zu übernehmen, mehr als ein Monat Elternzeit alleine zu machen, andere Männer bei sexistischen Aussagen und Verhalten scharf zu verurteilen, auch wenn keine Frauen anwesend sind, männliche Perspektiven in frauenspezifischen Diskursen zurückstellen, Gewalt an Frauen nicht als “Beziehungstaten”bagatellisieren, sondern beim Namen nennen: FEMIZID.

Für die Frau ist Feminismus seit Jahrhunderten ein alltäglicher Überlebenskampf (für ein unabhängiges Leben von Männern). Trotzdessen schaffen es Männer auch hier Diskurse und Räume für sich zu vereinnahmen und nicht nur das: letztlich Entscheiden sie sogar über unsere Kämpfe, über unser Leben und über unsere Körper: ob wie Schwangerschaften abbrechen dürfen, ab wann erfahrenes Leid Gewalt ist.., und so weiter.

Deshalb kommt mit uns am 8. März am Frauenkampftag auf die Straße! Wir haben es satt, dass Männer sogar im Feminismus Frauen Raum (weg)nehmen.

Insbesondere in den letzten Monaten wird das Erstarken rechter und konservativer Kräfte und Parteien spürbar. Neben Umfrage- und Wahlergebnissen wird dies in Einstellungen und Debatten deutlich. Es ist ein sogenannter Backlash beobachtbar, mit welchem traditionelle und veraltete Geschlechterbilder einhergehen. Diese Geschlechterbilder sprechen Frauen ihre körperliche Selbstbestimmung und gesellschaftliche Teilhabe ab. Sie reduzieren Frauen auf ihre Fähigkeit Kinder zu bekommen und verbreiten ein Frauenbild welches die Frau ihrer Familie und „Heimat“ verpflichtet. Das klingt eigentlich alles mehr nach einer Zeitreise in die Vergangenheit, ist aber Zukunftsvision von AfD und Co.

Diese Entwicklungen machen deutlich, dass die Rechte und Gesetze, die wir heute haben, leider nicht selbstverständlich sind. Sie wurden von Frauen aus vorherigen Generationen erkämpft und müssen heute von uns verteidigt werden. Feministischer Kampf muss immer auch antifaschistisch sein!

Deshalb kommt mit uns am 8. März am Frauenkampftag auf die Straße! Frauenkampf bleibt notwendig!

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