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Frauenkampf

Aktion zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen

„Wir erkämpfen uns die Stadt zurück – Gegen Gewalt an Frauen“

Anlässlich des diesjährigen 25. November, den internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen haben wir in einer Initiative von mehreren Gruppen gemeinsam eine Kundgebung mit Aktionspavillon organisiert.

Um die 60 Frauen* und weiblich gelesene Personen waren bei der Kundgebung auf dem Eugensplatz in Stuttgart Ost anwesend, um sich gemeinsam den öffentlichen Raum und die Stadt zurück zu erobern, gegen die herrschende patriarchale Gewalt und tagtägliche Unterdrückung zu kämpfen und für eine Gesellschaft einzustehen, in der Gewalt gegen Frauen der Vergangenheit angehört.

Wir müssen Rollenbilder und Besitzansprüche bekämpfen, die uns in der Bildung und Erziehung beigebracht werden und patriarchale Vorstellungen in den Köpfen der Menschen aufbrechen. Dazu müssen wir uns als Frauen und Personen, die von patriarchaler Gewalt betroffen sind, solidarisieren und uns gegenseitig empowern.

Um den Kampf aufzunehmen braucht es auch Räumein denen wir unter uns sind, uns begegnen und vernetzen können und eine starke feministische Bewegung organisieren können. Aus diesem Grund hat sich die Aktion explizit an Frauen* ( und weiblich gelesene und von der Gesellschaft zugeschriebene Menschen, die somit von patriarchaler Gewalt betroffen sind) gerichtet.

Von 15.00 Uhr bis 17.00 Uhr waren wir auf dem Eugensplatz präsent, mit verschiedenen Redebeiträgen des Frauenkollektiv Stuttgart, Zusammen Kämpfen Stuttgart, der SDAJ und der Migrantifa. Außerdem gab es einen musikalischen Programmpunkt und einen Input zur Thematik der Femizide. Hier wurde insbesondere darauf eingegangen, dass die patriarchale Systematik sich in unseren staatlichen Institutionen niederschlägt. 151 Kerzen wurden in Form eines Frauenkampfzeichens auf dem Boden formiert. Dies sollte ein Symbol für uns sein, dass wir den Kreislauf der Gewalt durchbrechen können, es soll für den Kampf stehen gegen das Patriarchat und die kapitalistische Gesellschaft, die ein Nährboden für solche Gewalt ist. Es sollte uns ein Zeichen der Hoffnung sein, für eine Welt in der die Ausbeutung und Unterdrückung von Frauen ein Ende hat und wir selbstbestimmt leben können.

Zu Beginn der Aktion gab es Redebeiträge von den beteiligten Gruppen:

– Der Eugensplatz und die Stäffele drum herum wurden in der letztjährigen Umfrage des Frauenkollektiv Stuttgart zu unsicheren Orten für Frauen benannt. So wurde in der Rede des Frauenkollektiv darauf eingegangen, warum der öffentliche Raum männerdominiert ist und warum es umso wichtiger, dass sich Frauen solidarisch zusammen schließen und der patriarchalen Gewalt, die allgegenwärtig ist, die Stirn zu bieten und sich die für Frauen unsicheren Orte zurück zu erobern. Außerdem gingen sie darauf ein, inwiefern Gewalt gegen Frauen auch strukturell bedingt ist.

– Das Schülervernetzungstreffen der SDAJ hat den herrschenden Sexismus an Schulen angeprangert, der sich in Form von Dresscodes und sexistischen Zuschreibungen von Lehrern gegenüber Schülerinnen zeigt. Berichte von Betroffenen schilderten dies eindrücklich.

– Dass man Gewalt gegen Frauen im Keim ersticken muss und dies nicht über Codewörter an Bars, Apps, über die man sich auf dem Nachhauseweg vernetzen kann oder gar laut piepsende Unterhosen zu schaffen ist, hat Zusammen Kämpfen Stuttgart thematisiert. Die herrschende Gewalt gegen Frauen ist ein Problem, das durch das Patriarchat und den Kapitalismus entstanden ist und aufrecht erhalten wird, somit müssen auch diese Systeme angegriffen werden.

– Die Migrantifa Stuttgart hat deutlich gemacht, dass Pfefferspray oder Selbstverteidigungskurse nicht ausreichen, damit Frauen nicht von Gewalt in der Öffentlichkeit oder auch zu Hause betroffen sind. Außerdem thematisierten sie, dass patriarchale Gewalt von allen Männern ausgeht, egal welcher Herkunft, Schicht oder Religion.

Zum Abschluss gab es eine Diskussionsrunde, an der sich um die 25 Frauen beteiligten. Diskutiert wurde, wann für jede von uns Gewalt eigentlich beginnt, wie die eigenen Erfahrungen damit sind und warum es auch wichtig ist, über finanzielle Abhängigkeiten und die kapitalistische Systematik zu sprechen und diese anzugreifen. Außerdem wurde auch die Thematik der mehrfachen Diskriminierung angesprochen und warum es für Frauen, die zusätzlich von Rassismus betroffen sind, noch schwerer ist.

Abschließend wurde der Kundgebungsort selbst noch als unsicherer Ort markiert und dadurch aufgezeigt, dass wir das nicht unwidersprochen lassen, dass es viele Orte gibt, an denen Frauen sich nicht sicher fühlen und es auch nicht sind. Die markierten Stellen sollen im Alltag darauf aufmerksam machen und aufzeigen, dass wir den angeblichen Normalzustand hinterfragen und durchbrechen wollen.

Die Aktion war ein Erfolg und hat ein starkes Moment der feministischen Solidarität, des Empowerments und der gemeinsamen Stärke gezeigt. Außerdem wurde erneut deutlich, dass es wichtig ist sich unter Frauen zu vernetzen und zusammen zu schließen.

Eine Veränderung der Situation für Frauen und unserer Gesellschaft an sich muss von uns angetrieben werden, denn es gibt auch Profiteure unserer Unterdrückung. Diese wollen den momentanen Zustand erhalten – deswegen müssen wir uns selbst befreien.

*(wir sprechen von Frauen und weiblich gelesenen oder zugeordneten Personen, die ebenso von patriarchaler Gewalt betroffen sind)
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