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Frauenkampf

8. März 2023: Her mit dem schönen Leben! Für eine feministische Gesellschaft!

Sexismus zieht sich durch alle Bereiche in unserem Leben. Bereits als Kindern wird von Mädchen eher erwartet zurückhaltend, fürsorglich und freundlich zu sein. Jungs hingegen sollten am besten keine Gefühle zeigen. Wir Frauen* bekommen sexistische Sprüche hinterhergerufen oder erfahren täglich Übergriffe. Doch dieser Alltagssexismus ist nur ein Teil der Frauenunterdrückung, denn in unserer Gesellschaft ist diese strukturell angelegt: Wir arbeiten häufiger in prekären Berufen und bekommen immer noch weniger Lohn als Männer, werden oft in Teilzeit gedrängt, was zu finanziellen Abhängigkeiten und Altersarmut führt. Wir übernehmen immer noch unbezahlt den Großteil der Reproduktionsarbeit (Sorgearbeit, Pflege von Kindern und Angehörigen und Haushaltsarbeit) und werden in Rollenbilder gezwängt. Außerdem erfahren wir Frauen im Laufe unseres Lebens häufig verschiedene Arten von Gewalt aufgrund unseres Geschlechts. Oft spielt es eine Rolle, in welchem Teil der Welt wir leben, denn die Probleme von Frauen sind weltweit sehr unterschiedlich: Sei es für geflüchtete Frauen, die auf der Flucht kaum Rechte haben und Gewalt ausgesetzt sind, sei es für Schwarze Frauen in den USA, die von ständiger Polizeigewalt betroffen sind, sei es für die Näherin in Bangladesch, die nicht mehr für ihren Hungerlohn arbeiten möchte, sei es für homo-, bi-, trans- oder asexuelle Frauen: Die Probleme mögen auf den ersten Blick sehr unterschiedlich sein, doch sie haben eine Ursache. Diese Unterdrückung hat ihren Ursprung im Patriarchat, welches vor tausenden Jahren mit der Sesshaftigkeit, der Bildung von Familienstrukturen und der Herausbildung des Privateigentums entstanden ist und damit untrennbar mit der Entstehung der ersten Klassengesellschaft zusammenhängt. Besonders die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung im Haushalt ist bis heute ein Eckpfeiler der strukturellen Unterdrückung von Frauen. Wenn nun der Ursprung der Unterdrückung mit der Entstehung der Klassengesellschaft einherging, müssen wir also auch diese bei unserem Kampf zur Befreiung der Frau in den Blick nehmen und die Errichtung einer klassenlosen Gesellschaft anstreben. Denn auch der Kapitalismus hat sich als unfähig und unwillig erwiesen, die im Haushalt verrichtete Arbeit vollständig und ohne Profitzwang zu vergesellschaften. Ohne die ganze unbezahlte Reproduktionsarbeit würde unsere Gesellschaft und Wirtschaft nicht funktionieren. Die strukturelle Unterdrückung wird also von der ökonomischen Basis der Gesellschaft vorgegeben. Der Kapitalismus trägt somit die Unterdrückung der Frau in seiner Produktionsweise mit. Um jegliche Frauenunterdrückung zu beseitigen, müssen wir sie an der Wurzel packen – dem Kapitalismus und mit ihm verwoben dem Patriarchat.

Her mit dem schönen Leben!

Doch wo wollen wir dann überhaupt hin? Wie soll unser Leben frei von Unterdrückung und Ausbeutung aussehen und was brauchen wir dazu?

Wir wollen in einer Welt leben, in welcher Frauen überall die volle rechtliche Gleichstellung haben und in den Produktionsprozess einbezogen werden. In vielen Ländern ist es Frauen noch immer verboten zu arbeiten oder sie dürfen nur von zuhause arbeiten. Dadurch sind in vielen Regionen auf der Welt die Bewegungsfreiheit und Organisierung der Arbeiterinnen massiv eingeschränkt. Frauen werden kontrolliert, bevormundet und gegängelt. Dies muss aufhören! Auch Scheidungsmöglichkeiten sind für Frauen häufig erschwert und das gesellschaftliche Ansehen ohne eine Partnerschaft oder Ehe geschädigt. Außerdem wollen wir für gleiche Arbeit gleichen Lohn und ein Selbstbestimmungsrecht über unseren Körper sowie das Recht auf körperliche Unversehrtheit.

Doch das ist nur das Mindeste. Unsere Träume müssen weiter gehen, als die gleiche rechtliche Stellung weltweit. Wir müssen es wagen uns zu überlegen, wie wir eine klassenlose Gesellschaft erkämpfen, in der wir endlich frei von Unterdrückung sein werden und in der es keinen Unterschied mehr macht, welches Geschlecht wir haben. Wir müssen darüber nachdenken, wie diese Gesellschaft aussehen soll. Dabei müssen wir an den Strukturen ansetzen, die Unterdrückung reproduzieren, wie die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung – die Reproduktionsarbeit in den Familien. Diese sollte nicht mehr nur auf die Familien und somit auf die Frauen ausgelagert werden. Unser Ziel muss sein, die tägliche Haus- und Care-Arbeit gesamtgesellschaftlich zu organisieren. Zum Beispiel durch kollektives Kochen wie Nachbarschaftsküchen und kostenlose Kantinen für alle, sowie eine Kinder- und Angehörigenbetreuung, die kollektiv organisiert wird. Alle sollten das Recht auf eine bezahlbare Wohnung haben und dazu einen niedrigschwelligen Zugang bekommen, um familiären und ehelichen Abhängigkeiten sowie gewaltvollen Strukturen einfacher zu entkommen.

Damit sexistisches Verhalten nicht mehr reproduziert wird, muss sich auch das Bewusstsein ändern, da wir alle nicht frei von unterdrückender Sozialisierung sind. Deshalb ist es auch wichtig die eigene Unterdrückung zu erkennen, unsere Sozialisierung zu hinterfragen und gerade auch für Cis-Männer, unterdrückende Verhaltensweisen und Vorstellungen zu reflektieren. Dazu braucht es auch einen aktiven Umgang mit sexuellen Grenzüberschreitungen. Wir müssen uns Frauen und Menschen deren Sexualität nicht der Norm entspricht, ermutigen, aktiv nach außen zu treten. Gleichzeitig sollten wir das Recht auf Schutzräume haben, in welchen wir uns gesondert treffen, uns austauschen, bilden und gezielt politisch fördern können. Diese Räume sollten auch Wohnungen umfassen, welche speziell für Frauen sind, die Schutz suchen. Denn Gewalt gegen Frauen ist derzeit noch allgegenwärtig und geholfen wird uns dabei selten. Daher müssen wir selbst schauen, wie wir eigene Strukturen aufbauen, die Gewalt benennen und bekämpfen. Dazu können wir Frauenbanden bilden, die auf der Straße solidarisch Räume zurück erkämpfen und sich gegenseitig vor Angriffen schützen. Letztes Jahr im Sommer haben wir mit unserer feministischen Nachtwache in der Stadt einen ersten Schritt in diese Richtung gemacht. So können wir uns wieder unsere Städte zurück erkämpfen, damit wir uns endlich angstfrei bewegen oder abends nach Hause gehen können!

Wenn wir hier ein Umdenken und eine Änderung der Gesellschaft und eine ökonomische Unabhängigkeit wollen, müssen wir aber auch mal hinterfragen, wie und was produziert wird. Denn unsere meiste Lebenszeit geht dabei drauf, für irgendwelche Unternehmen Profite zu erwirtschaften. Wenn wir die Produktion unter Kontrolle von uns Arbeiter:innen so umstellen, dass sie nicht mehr nach Profitstreben ausgerichtet ist, sondern danach, was einen gesellschaftlichen Nutzen hat, kann viel unnötige Arbeitszeit eingespart werden und wir hätten mehr Zeit für die wichtigen Dinge. Die notwendige gesellschaftliche Arbeit soll dann gerecht nach den Bedürfnissen aller aufgeteilt werden. Dadurch haben wir viel mehr freie Zeit, die wir nutzen können um uns zu bilden, für kulturelle Interessen und für den Aufbau einer neuen Gesellschaft. Eben einer Gesellschaft, in der es für alle Geschlechter die Möglichkeit gibt, ein selbstbestimmtes Leben frei von ökonomischen Abhängigkeiten, alltäglichem Sexismus und patriarchaler Gewalt zu führen.

Damit wir diese Utopie einer von Unterdrückung freien Gesellschaft erreichen, müssen wir uns organisieren, vernetzen und uns bestärken, damit wir uns so entfalten können, wie wir möchten. Wir müssen gemeinsam und solidarisch für eine internationale Frauenbewegung kämpfen, welche ihre Kämpfe und Ziele mit einer antikapitalistischen Perspektive verbindet. Denn schenken werden uns die Herrschenden das schöne Leben nicht, das müssen wir uns schon selbst erkämpfen. Lasst uns hier vor Ort anfangen und uns mit aktuellen Frauenkämpfen solidarisieren, wie dem im Iran oder Lateinamerika, und ihn verbinden mit unserem Kampf!

Denn Frauen, die kämpfen, sind Frauen, die leben! Lasst uns das System aus den Angeln heben!

*Wir setzen das Wort Frau/Frauen für Personen, die sich als Frau definieren und/oder von der Gesellschaft als weiblich wahrgenommen werden und somit ähnliche Erfahrungen machen.


Her mit dem schönen leben! Für eine feministische Gesellschaft, am 8. März und darüber hinaus!

Aber was heißt es, ein gutes Leben zu führen?
Genau dieser Frage wollen wir am diesjährigen internationalen Frauenkampftag nachgehen! Wir wollen miteinander ins Gespräch kommen und mit einem Blick in die Zukunft überlegen wie eine erstrebenswerte Welt aussehen sollte. Also kommt vorbei, macht mit und lasst uns mit der Veränderung beginnen!

8. März 2023, Ostendplatz vor dem REWE, ab 12.00 Uhr feministische Mittagspause mit Kundgebung und Aktionen, für eine kleine Verpflegung ist gesorgt

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