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Frauenkampf

8. März 2023: Care-Woche Nein Danke!

Feministischer Frauen*Streik – auch in Stuttgart Ost!

feministisch, antipatriarchal, antikapitalistisch

Das Leben der meisten Frauen* ist geprägt von alltäglicher körperlicher, emotionaler und sexualisierter Gewalt. Wir sind ihr entweder direkt ausgesetzt oder die Bedrohung hängt wie eine graue Regenwolke über uns und sie könnte jeden Moment abregnen.

Außerdem wird uns schon als kleine Mädchen die fürsorgende, angepasste Rolle anerzogen und wir werden sie nicht mehr los. Es fühlt sich wie ein Zwang an. Geboren zu sein, um eine Familie zu gründen, Mutter und Ehefrau zu werden, damit verbunden die Haus- und Sorgearbeit zu übernehmen und sich ständig aufzuopfern.

Wir werden oft nicht ernst genommen, sowohl beruflich als auch privat. Erschwerend kommt hinzu, dass unsere Persönlichkeiten durch die kapitalistische und patriarchale Zurichtung auf Konkurrenz ausgerichtet sind, womit wir Frauen uns das Leben auch gegenseitig schwer machen.

Wir werden schlechter bezahlt als unsere männlichen Kollegen, bei gleicher Arbeit und gleicher Qualifikation. Sexismus auf der Arbeit und im Berufsleben ist an der Tagesordnung und oftmals wird die Leistung von Frauen nicht gesehen oder gleich wertgeschätzt, wie wenn es ein Mann macht.

Wir arbeiten überwiegend in als weiblich konnotierten schlechter bezahlten Berufssparten wie der Erziehung, Pflege und der Sozialen Arbeit. In oftmals prekären Arbeitsverhältnissen, mit wenig Anerkennung, geringen Löhnen und allenfalls einem Klatschen. Hier spüren wir täglich am eigenen Leib, dass die Durchkommerzalisierung des Pflege- und Gesundheitssektors immer weiter voran schreitet und wir ein Pflege- und Sozialsystem haben, das auf Profitmaximierung ausgerichtet ist. Die kapitalistische Zurichtung und Verwertungslogik durchdringt alles und sie steht den Bedürfnissen und der würdevollen Versorgung von Menschen diametral entgegen.

Die aktuelle Situation der hohen Mietkosten, steigenden Lebensmittelpreise und massiven Teuerungen bei der Energieversorgung von Privathaushalten kommt zu alldem erschwerend hinzu.

Soll das unser Platz in der Gesellschaft sein?

Die Wut über all das schlucken viele von uns schon viel zu lange. Für uns ist es an der Zeit, dass wir uns zusammen finden und gemeinsam gegen diese unwürdigen, kapitalistischen und patriarchalen Verhältnisse vorgehen, um für eine Gesellschaft zu streiten, in der die Bedürfnisse der Menschen und somit auch von Frauen an erster Stelle stehen.

Wir wollen auch diesen 8. März wieder dazu nutzen den Status Quo, die Gesellschaft und die ausbeuterischen Verhältnisse, in denen wir leben, zu hinterfragen und eine Veränderung anzustoßen.  Da wir selbst gefangen sind in dieser Verflechtung an Unterdrückung, sich dieses Verhältnis ständig neu konstituiert und unhinterfragt reproduziert wird, ist es unabdingbar auch unsere Gewohnheiten, Bedürfnisse, Sorgen und Ängste zu hinterfragen.

Wir wollen vor allen Dingen eines, mitbestimmen!

Für uns ist klar, dass wir für eine Gesellschaft streiten in der wir neue Formen von Arbeit entwickeln müssen, fernab kapitalistischer Zurichtung, ohne Zwang und nur so viel wie nötig, für eine gute Gesellschaft für alle.

Wir wollen eine Gesellschaft errichten, in der Sorgeinfrastrukturen, wie z.B. Kindererziehung und Pflege von älteren und kranken Menschen dem kapitalistischen Markt und seiner Profitlogik entzogen werden und eine kollektive Fürsorgestruktur entwickelt wird. Der Mensch und seine Bedürfnisse sollten an erster Stelle stehen und nicht die Profite, an denen sich einige wenige bereichern. Wir hinterfragen, dass die derzeitige gesellschaftliche Versorgung durch das Konstrukt der bürgerlichen Kleinfamilie gestemmt wird, das bedeutet, dass Frauen den Großteil der unbezahlten Haus- und Sorgearbeit übernehmen.

Wir sagen: Fürsorgearbeit, Haushalt, Kindererziehung, Pflege von Familienmitgliedern muss von allen Geschlechtern gleichberechtigt gestemmt werden. Gleich viel Zeit von allen für alle, denn wir haben es satt, kostenfreie Putzkräfte, Erzieherinnen, Pflegerinnen, Verwaltungsangestellte und Therapeutinnen in den eigenen vier Wänden zu sein. Dafür muss die ungleiche Bezahlung der Geschlechter verändert und endlich angepasst werden. Wir fordern die Beseitigung des Gender Pay Gap und die Aufhebung gesetzlich verankerter Abhängigkeit, wie dem Ehegattensplitting. Wir fordern gleichen Lohn für gleiche Arbeit!

Wir wollen mitreden, die Gesellschaft mitgestalten, wir wollen uns bilden, diskutieren, streiten und unsere Meinung kund tun. Wir wollen uns kulturell austoben, kreativ sein, musizieren, künstlerisch sein. Wir wollen Zerstreuung, Diskussion, Bildung, Ziele und Pläne für uns selbst aufstellen. Wachsen an neuen Aufgaben, respektvolle Beziehungen zu anderen Menschen führen, ein solidarisches Miteinander erleben, auch und gerade unter Frauen.

Kurz: Wir wollen alles! Wir wollen nicht nur das ganze Stück vom Kuchen, sondern die ganze Bäckerei!

Wir wollen frei von Ausbeutung und Unterdrückung selbstbestimmt, in Solidarität mit anderen diese Gesellschaft mitbestimmen können und daran teilhaben. Und wir werden erst aufhören, wenn wir unser Ziel einer solidarischen Gesellschaft erreicht haben.

Lasst uns darüber diskutieren, wie wir Sand ins Getriebe der gesamten patriarchal-kapitalistischen Maschinerie bringen können und Schritt für die Schritt die daraus resultierende Unterdrückung bekämpfen. Lasst uns gemeinsam die Perspektive einer solidarischen Gesellschaft als Gegenentwurf etablieren, in der die Gleichheit der Geschlechter endlich erkämpft ist und patriarchale Gewalt der Vergangenheit angehört.

Deswegen streikt mit uns am 08. März. Lasst uns gemeinsam unsere Arbeiten niederlegen, die Hausarbeit bestreiken, den Staubsauger hinlegen und den Kochtopf nicht anrühren, Nein sagen, für uns einstehen und feministisch streiken, Forderungen in die Öffentlichkeit tragen, gemeinsam diskutieren. Lasst uns dieses Gefühl der Ermächtigung mitnehmen, in jeden anderen Tag im Jahr und daraus Kraft schöpfen.

Nieder mit dem Patriarchat und nieder mit dem Kapitalismus!

*Wir setzen das Wort Frau/Frauen für Personen, die sich als Frau definieren und/oder von der Gesellschaft als weiblich wahrgenommen werden und somit ähnliche Erfahrungen machen.
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