Am 08. März gehen weltweit Frauen* auf die Straße, um für ihre Befreiung zu kämpfen. Von Alltagssexismus bis zu einer ungleichen Aufteilung von unbezahlter Care-Arbeit, sexualisierter Gewalt oder Femiziden: Frauen und weiblich gelesene Personen werden nach wie vor unterdrückt, wobei diese Unterdrückung global auch sehr unterschiedlich sein kann. Der Ursprung ist jedoch gleich und liegt im Patriarchat. Das Patriarchat entstand vor tausenden Jahren mit der Sesshaftigkeit und der Bildung von Familienstrukturen sowie der Herausbildung des Privateigentums.
Anlässlich des diesjährigen internationalen Frauen*kampftages organisierten wir auch dieses Jahr am Ostendplatz einen Frauen*streikpavillon mit Kundgebung und verschiedenen Aktionen.
Der Frauen*kampftag startete um 12 Uhr mit einer kämpferischen feministischen Mittagspause. Frauen und weiblich gelesene Personen wurden dazu eingeladen, ihre Mittagspause am Ostendplatz beim Frauen*streikpavillon zu verbringen, um gemeinsam in den Austausch zu gehen oder sich einfach an den Infotischen und Stellwänden zu informieren. Den Tag über waren um die 60 Teilnehmer*innen vor Ort.
In den Reden ging es um verschiedene Formen der patriarchalen und kapitalistischen Unterdrückung:
Eine Rednerin von Zusammen Kämpfen erklärte warum es wichtig und notwendig ist, am 8. März zu streiken. Sie kritisierte u.a. die herrschenden Rollenbilder und die Durchkommerzialisierung unseres Lebens von der Profitlogik von Unternehmen, sei es auf dem Wohnungsmarkt, im Pflege- und Gesundheitssektor oder wie aktuell bei der Energieversorgung bis hin zu den einzelnen Menschen und ihre Persönlichkeiten, die im Kapitalismus auf Konkurrenz getrimmt werden anstatt z.B. Solidarität unter Frauen aufzubauen.
Bei einer Rede der Gruppe Queerfems Stuttgart ging es um die herrschende Gewalt gegen Frauen und queere Menschen, dass diese Gewalt alltäglich ist, bekämpft werden muss und einen strukturellen Hintergrund hat.
Eine Sprecherin der ADKH kritisierte u. a. den türkischen Staat, der aufgrund derselben Profitlogik dafür verantwortlich ist, dass zehntausende Menschen in der Türkei, Syrien und Kurdistan beim Erdbeben Anfang Februar gestorben sind. Sie betonte wie wichtig die internationale Solidarität unter Frauen und der Arbeiterinnenklasse ist.
Auch dieses Mal hat uns die Soziologin und Philosophin Frigga Haug ein Grußwort zukommen lassen, in dem sie für eine neue, friedliche Ordnung jenseits einer kapitalistischen Gesellschaft und ihren Krisen einsteht.
Das Hauptspektakel bildete ein Theaterstück, das eine feministische Tagesschau im Jahr 2070 zeigte. Hier wurde eine feministische Utopie auf dem Weg hin zur Abschaffung von Patriarchat und Kapitalismus vorgestellt, in der es eine flächendeckende feministische Gesundheitsversorgung gibt und Menschen miteinander solidarisch leben. Außerdem werden Frauen und weiblich gelesene Personen bei der Care-Arbeit entlastet, notwendige Bereiche wurden verkollektiviert und alternative Familienmodelle nehmen zu.
Die Teilnehmer*innen wurden danach dazu aufgerufen an den Stellwänden aufzuschreiben, wie ihre Schlagzeile in einer feministischen Utopie aussehen könnte.
Die Kundgebung wurde mit einem feministischen Streiklied, einer Umdichtung des antifaschistischen Lieds „Bella Ciao“ aus Italien, beendet. In dem Lied wird Gewalt an Frauen und weiblich gelesenen Personen, ungleiche Haus- und Sorgearbeit sowie die Ausbeutung der Frauen und weiblich gelesenen Personen innerhalb des Kapitalismus thematisiert. Dabei ruft es Frauen und weiblich gelesene Personen dazu auf, für ihre Selbstbestimmung einzustehen und Widerstand zu leisten.
Danach machten wir uns zusammen auf dem Weg in die Innenstadt zur Frauenstreik-Demo der Gewerkschaften und des Aktionsbündnisses 8. März, die unter dem Motto „Die Krisen stecken im System – feministisch streiken weltweit“ den Streik im öffentlichen Dienst unterstützte.