Loading...
Frauenkampf

Stadtteilspaziergang: Wandtafel zu häuslicher Gewalt

Gewalt gegen Frauen aufzeigen, benennen, markieren…

Die häufigsten Übergriffe auf Frauen finden im häuslichen Umfeld durch (Ehe-)Partner oder männliche Familienmitglieder statt. Wir haben deshalb für diese Station keinen speziellen Ort gewählt, da diese Form der Gewalt überall stattfinden kann, in eurem Haus in der Nachbarschaft oder der Verwandschaft. Laut der neuesten Statistik des Bundeskriminalamts waren im Berichtszeitraum 2019 in Deutschland 141.792 Menschen von Gewalt innerhalb ihrer Partnerschaften betroffen, etwa 81% davon sind Frauen. Neben anderen Straftaten wurden 301 Mordanschläge auf Frauen verübt, 117 sind dabei ums Leben gekommen. 25% der Frauen waren in ihrem Leben in einer Partnerschaft oder Ehe Gewalt ausgesetzt. Über psychische, emotionale, physische oder sexuelle Angriffe werden Frauen in ihrem Erscheinungsbild, ihren Entscheidungen und Verhaltensweisen kontrolliert und konditioniert, wodurch der Besitzanspruch über Frauen und ihren Körper durchgesetzt wird. Anhand der veröffentlichten Statistiken ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs zu sehen. Nur wenige Übergriffe werden von den Opfern zur Anzeige gebracht, die Dunkelziffer liegt bei ca. 80%. Hintergrund der hohen Dunkelziffer ist, dass häusliche Gewalt zwar allgegenwärtig ist, sie aber auch diejenige Form von Gewalt an Frauen ist, über die im konkreten Fall am wenigsten gesprochen wird. Es ist immer noch nicht normal über solche Übergriffe mit Bekannten oder Verwandten zu sprechen, sondern sehr schambehaftet. Doch gerade dieses Jahr mit der Corona-Pandemie haben sich die Übergriffe in vielen Familien noch weiter erhöht. Die Pandemie hat deutlich aufgezeigt, dass das Zuhause für Frauen oft kein sicherer Rückzugsort ist, denn bei häuslicher Gewalt müssen sie und ihre Kinder oft als Ventil herhalten, für die Frustation, den Stress und den Kontrollverlust, den männliche Familienmitglieder in der Krise erleiden. Im Stuttgarter autonomen Frauenhaus sind die Zahlen der sich täglich meldenden hilfesuchenden Frauen von März bis September von drei auf etwa 15 gestiegen.

Die systematischen Hintergründe der Gewalt benennen

Anhand der Statistiken lässt sich schon erahnen, dass häusliche Gewalt keine Einzelfälle sind. Diese Gewaltform ist strukturell in unserer Gesellschaft verankert und kommt in vielen Familien vor, egal welche gesellschaftliche Stellung, welchen Bildungsgrad oder welches Alter sie besitzen. Es geht dabei um die patriarchale Vorstellung, dass der Mann der Vorstand und Ernährer der Familie sei. Das Patriarchat bezeichnet die Herrschaft des Mannes über die Frau und wird über solche stereotype und hierarchisierte Geschlechterrollen begründet. Die Rollenzuschreibungen bei den Geschlechtern mit ihren dazugehörigen Bewertungen ebnen den Weg für physische, psychische und sexualisierte Gewalt. Um diese Gewalt zu beenden, müssen Geschlechterrollen aufgebrochen und das Patriarchat bekämpft werden.

Frauen, schließt euch zusammen!

Alleine für sich ist es unmöglich, das zu erreichen. Die Befreiung aus diesen Verhältnissen müssen wir in unsere Hände nehmen. Gerade in Zeiten wie diesen ist es notwendig, dass wir uns zusammen schließen und gemeinsam mit unseren Nachbarinnen, unseren Kolleginnen und unseren Freundinnen kämpfen. Es muss Räume geben, in denen wir Frauen für uns alleine arbeiten, uns und unser Umfeld für Gewalt gegen Frauen sensibilisieren, uns bilden, empowern und letztlich organisieren können, um unsere Interessen auf die Straßen zu tragen und so Emanzipation und Fortschritt zu erreichen. Durch gleiche Erfahrungen und ähnliche Lebensrealitäten verstehen wir uns besser, gemeinsam und in Solidarität miteinander können wir uns unterstützen und bestärken und den Kampf um echte Gleichstellung und gegen Gewalt an Frauen in unserem Alltag führen.

Hier ist es wichtig, konkret anzusetzen. Sei es durch Frauengruppen, die sich treffen und diskutieren oder einfach mal nur unter Frauen eine gute Zeit miteinander haben. Oder durch kreative Aktionen im Stadtteil, über die auf die herrschende patriarchale Gewalt aufmerksam gemacht wird. Weiter ist es wichtig, sich unter Frauen solidarisch zur Seite zu stehen. Steht füreinander ein, wenn ihr Anzeichen für häusliche Gewalt seht und bietet Hilfe an. Seid solidarisch und lasst uns zusammen das Schweigen durchbrechen!

Für die Befreiung der Frau!

Zusammen kämpfen gegen Patriarchat und Kapitalismus!

Ausgewählte Texte