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Rezension: Die Linke im Baskenland – Eine Einführung

Von: Raul Zelik
Erschienen im Mandelbaum Verlag

Wenn über die Linke im Baskenland gesprochen wird, dann diskutiert man meist recht schnell über die ETA und deren militärische Aktionen. Der Regelfall dabei ist, dass die Aktionen losgelöst vom Kontext der vorhandenen baskischen Bewegung und der Hintergründe betrachtet und verurteilt werden. Doch wer kennt sich mit diesen Hintergründen und mit der baskischen Unabhängigkeitsbewegung schon wirklich aus?

Von den historischen Hintergründen, der systematischen Unterdrückung von Bask*innen, über die Hochzeit der bewaffneten Auseinandersetzungen, bis hin zur Auflösung der ETA im Jahr 2011/2018 und den vielfältigen Strukturen der baskischen Linken, zeichnet das Buch des Baskenlandkenners Raul Zelik die Entstehungsgeschichte, sowie die sozialen, politischen und ökonomischen Hintergründe der Bewegung nach und geht dabei auf den hegemonialpolitischen Anspruch der baskischen Bewegung ein. Diese agiert dabei auf verschiedenen Ebenen: auf der militärischen in Form des bewaffneten Kampfs, auf der politischen Ebene durch linke Wahlbündnisse und baskische Bürgermeister*innen, auf der kulturellen Ebene durch ein solidarisches Miteinander, Sprachschulen, Zeitschriften einer Subkultur und linken Stadtfesten. Diese breite Auffassung von Widerstand ermöglichte es, dass die baskische Unabhängigkeitslinke, wie kaum eine andere Bewegung im Alltag verankert ist und sich nach wie vor einer großen Beliebtheit erfreut.
Dabei räumt das Büchchen auch gekonnt den Nationalismusvorwurf aus dem Weg, mit dem die baskische Bewegung oft konfrontiert wird.

Besonders hervorzuheben ist die Leichtigkeit, mit der das Buch gelesen werden kann und dabei ein beinahe greifbares Bild der Bewegung zeichnet: Ein dichtes Netz von verschiedenen Strukturen, die auf verschiedenen Ebenen aktiv sind und in direkter oder indirekter (politischer und ideologischer) Art und Weise ineinandergreifen und dabei stetig die Verankerung und den Kampf um Unabhängigkeit vorantreiben.

Das Buch ist in jedem Fall sehr lesenswert und es gilt die abschließenden Worte Raul Zeliks zu unterstreichen: „Es gibt also eine Reihe von Gründen, warum es sich lohnen würde, die Erfahrungen und die politische Praxis der baskischen Linken genauer zu untersuchen“. Das Buch ist ein guter Auftakt für diese Auseinandersetzung!

12.00 € | 128 Seiten
ISBN: 978385476-689-6
Erschienen: Oktober 2019

https://www.mandelbaum.at/buecher/raul-zelik/die-linke-im-baskenland/

P.S: Empfehlung zum musikalischen Einstieg ins Thema.

Das Lied erzählt die Geschichte eines bekannten Autors und Dichters des Baskenlands, Joseba Sarrionandia, der wegen der Mitgliedschaft in der ETA im Gefängnis saß und nach einem Konzert im Knast zusammen mit einem Mitgefangenen im Inneren eines Lautsprechers befreit wurde.

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