Loading...
Frauenkampf

Shut up AfD! Ganz konkret: Ihr seid eines unserer Probleme!

Der AfD Landtagsfraktion Baden Württemberg missfällt eine unserer Aktionen, so dass sie sich dazu im Stuttgarter Amtsblatt geäußert haben.

Es geht dabei um unsere Aktion im Schlossgarten vom 12.06.: „Wir erkämpfen uns die Stadt zurück – Für mehr Frauen*(frei)räume“. Diese war eine Antwort auf unsere Umfrage zu „unsicheren Orten für Frauen*“, in der wir über einen längeren Zeitraum Frauen und Mädchen zu diesem Thema befragten, und dabei eine Liste häufig genannter Orte erstellten, an denen sich Frauen und Mädchen besonders unsicher fühlen. Dass es überhaupt so viele unsichere Orte für Frauen und Mädchen gibt ist für uns natürlich ein grundsätzliches Problem das permanent benannt werden muss und über dessen Lösung wir in ständiger Diskussion stehen. Ziel der Aktion im Schlossgarten war es aufzugreifen, warum wir uns an besagten Orten unwohl und unsicher fühlen. Wir wollen an die Wurzel des Problems und die Systematik der Verhältnisse benennen, die diese Begebenheiten überhaupt erst ermöglichen.

Doch was genau missfällt nun den Damen und Herren der AfD Fraktion an unserem Tun? In erster Linie das, was wir, „das sogenannte Frauenkollektiv“ (Zitat AfD), anscheinend nicht tun würden. Nämlich „das wirkliche Problem […] benennen“. Es geht also ums Detail. Statt Ross und Reiter zu nennen, „sprechen [wir] von den ‘patriarchalen Strukturen’“. Und in der Tat ist es uns daran gelegen, das schlechte Ganze zu benennen. Als feministische Gruppe ist unser Ziel, die Probleme von Frauen und Mädchen zu benennen, deren Ursachen zu ergründen und an deren Lösungen zu arbeiten sowie Solidarität unter Frauen aufzubauen. Dazu gehört es zwingend über die patriarchale Herrschaft der Männer über die Frauen zu sprechen, die alltäglich ist und ein dominantes, überlegenes und aggressives Männerbild propagiert und reproduziert. Patriarchale Gewalt ist alltäglich, wird scheinbar als naturgegeben hingenommen, geht von allen Männern aus, egal welcher Herkunft, Religion oder sozialer Schicht und in irgendeiner Art und Weise sind alle Frauen davon betroffen.

Wir finden es äußerst interessant, dass sich ausgerechnet eine Partei wie die AfD, sich nun als die großen Verfechter für Frauenrechte äußert. Eine Partei, die offen in ihren Parteiprogrammen und öffentlichen Aussagen vor sexistischer Diskriminierung und misogynen Aussagen nur so strotzt. Eine Partei, die in ihrem Parteiprogramm für eine Gesellschaft wirbt, die die traditionellen konservativen Rollenbilder hochleben lässt und derer Ansicht nach Frauen in ihre „natürlichen“ Rollen in Heim und Herd gehören und ihre wahre Bestimmung besonders in ihrer Funktion als Mutter liegt. Also für genau das einsteht, was wir konkret bekämpfen.

Dass es der AfD also nicht um Frauenrechte und den Kampf gegen Gewalt an Frauen geht, ist selbstredend. Ihnen geht es viel mehr darum, den Fokus nur noch auf einzelne Tätergruppen zu legen, die sie zunächst konkret als „orientalische beziehungsweise afrikanische Einwanderer*innen“ benennt um ein paar Sätze später dann von „Männern aus ganz bestimmten Kulturkreisen“ zu raunen, so Sündenböcke festzumachen und sich selbst aus der Verantwortung zu nehmen. Immerhin sind die Damen und Herren der AfD mit ihrer neckischen Verwendung des Gendersternchen bemüht, Humor zu beweisen.

Hätte sich die AfD Fraktion mit uns, dem Frauenkollektiv, befasst, dann wüssten sie natürlich, dass wir die herrschende Gewalt gegen Frauen nicht von der Herkunft der Täter abhängig machen. Und auch in Zukunft wird es mit uns den von der AfD Fraktion gewünschten „Feminismus light“ nicht geben. Für die AfD Fraktion mögen die weiblichen Opfer männlicher Gewalt nur dann interessant sein, wenn die Täter „bestimmten Kulturkreisen“ entstammen; für uns wird das niemals so sein, denn es gibt keine gute oder weniger schlimme misogyne Gewalt. Diese Einsicht darf die AfD Fraktion gerne weiterhin als „linksideologisch[..]“ brandmarken. Die Damen und Herren sagen damit nichts über uns, aber alles über sich selbst aus.

Wir akzeptieren die patriarchalen Strukturen der Gesellschaft nicht. Wir werden immer mit dem Finger auf die eigentlichen Probleme zeigen. Nicht die Frauen müssen sich ändern, vorsichtiger oder besser im Kampfsport werden, um unversehrt durchs Leben zu kommen. Die Gesellschaft und das System müssen sich ändern. Wir Frauen nehmen das selbst in die Hand, werden immer auf die eigentlichen Probleme, wie unter anderem die AfD, zeigen und organisieren aktiven Widerstand.

Denn Frauen, die kämpfen, sind Frauen die leben!

Frauenkollektiv Stuttgart

*Wir setzten das Wort Frau/Frauen für Personen, die sich als Frau definieren und/oder von der Gesellschaft als Frau gelesen werden und somit von patriarchaler Gewalt betroffen sind.
Ausgewählte Texte