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Frauenkampf

Ni una menos! Femizid in Cannstatt

32 Jahre †10. Juli 2022
Vom Ehemann im Streit nach der Trennung ermordet.

Am Sonntag gab es wieder einen Mord an einer Frau hier in Stuttgart-Bad Cannstatt durch ihren Ex-Partner. Wir empfinden Trauer über eine weitere Frau, die von uns genommen wurde, Mitgefühl mit den Hinterbliebenen und große Wut darüber, dass schon wieder ein Femizid geschehen ist und sich nichts ändert. Statistiken des BMFSFJ zeigen, dass etwa jede vierte Frau* in einer Partnerschaft mindestens einmal körperliche oder sexualisierte Gewalt durch ihren aktuellen oder früheren Partner erfährt. Gerade in den letzten Jahren sind Frauen durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie in vielen Haushalten und familiären Zusammen- hängen vermehrt physischer, psychischer sowie sexualisierter Gewalt durch den Partner, Ehemann oder ein anderes männliches Familienmitglied ausgesetzt. So müssen Frau und Kind oft für den Mann als „Ventil“ herhalten, um mit Frustration, Stress und Kontrollverlust umzugehen.

Die Spitze dieser Gewalt sind Femizide. Dieses Jahr ist es bereits die 50. Frau, die aufgrund ihres Geschlechtes umgebracht wurde. In unserer Gesellschaft ist Gewalt an Frauen jedoch nicht erst seit Corona alltäglich, sie wird als naturgegeben hingenommen und kommt in allen Schichten unserer Gesellschaft vor. In der breiten Öffentlichkeit und den Medien wird von Ehedramen, Eifersuchtstaten und Einzelschicksalen geredet und kein Zusammenhang zwischen den Taten hergestellt. Das was hier individualisiert wird, hat jedoch System. Es ist zurück- zuführen auf systemische Unterdrückungsverhältnisse: das Patriarchat und den Kapitalismus.

Es muss unsere Aufgaben sein, die Ist-Zustände zu hinterfragen und in einen gesellschaftlichen Kontext zu stellen. Nur weil etwas als „Normalität“ scheint und weitervermittelt wird, heißt dies nicht, dass es weiter so bleiben muss. Herrschende Ungerechtigkeiten durch die Unterdrückung der Frau müssen gesehen, angesprochen, aufgedeckt, dringend hinterfragt und letztlich überwunden werden. Die Befreiung aus diesen Verhältnissen müssen wir in unsere Hände nehmen. Wir müssen uns zusammentun, uns organisieren und gemeinsam gegen Diskriminierungen und Unterdrückungen einstehen, denn nur gemeinsam können wir den Kampf gegen das Patriarchat und dieses System aufnehmen und unsere Ziele erreichen.

Wir sind in tiefer Trauer über den erfolgten Femizid und stehen solidarisch mit allen Betroffenen patriarchaler Gewalt.
Deshalb haben wir in Bad Cannstatt auf den Femizid aufmerksam gemacht und an die getötete Frau erinnert!

Gewalt gegen eine ist Gewalt gegen alle! Ni una menos

 

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