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Frauenkampf

Preisverleihung Goldener Gaul – And the winner is…

Das Pferd hat einen Namen – Patriarchat.

Unter diesem Motto wurde letzten Samstag mit einer großen feministischen Gala und anschließender After-Show Party mit über 200 Menschen im Stadtteilzentrum Gasparitsch der größte Sexist des Jahres 2022 von Stuttgart und Umgebung gekührt.

Den Award Goldener Gaul haben wir gemeinsam mit den Stuttgarter Gruppen Queerfems, FF*GZ, Zusammen Kämpfen und SozialRadikalgegendasKapital und Einzelpersonen als Reaktion auf sexistische Äußerungen und Handlungen von öffentlichen Personen und Institutionen ins Leben gerufen, um sexistische und misogyne Kackscheiße, die ganz öffentlich und ohne Hemmungen verbreitet wird, nicht unkommentiert und ohne Konsequenz durchgehen zu lassen.

Gewonnen hat der Oberbürgermeister Stuttgarts – Dr. Frank Nopper – er stach seine Konkurrenten unter anderem mit seinen Äußerungen zur sexistischen Bildsprache auf dem Wasen aus. Als Repräsentant ALLER Stuttgarter*innen hätten wir von Nopper ein klares NEIN gegen Sexismus, sexistische Bildsprache und das Aufrechterhalten von patriarchalen Denkmustern erwarten dürfen.

Nominiert waren außerdem

  • Helmut Schmid, Geschäftsführer von Trottwar, der mit seiner vor Sexismus triefenden Aussage, er finde den Paternoster im Rathaus gut, da man Frauen unter den Rock schauen könnte, qualifizierte. (Dies ist KEIN Aufruf zum Boykott der Zeitschrift Trottwar!)

  • Barber- und Tattooshop „Jack the Ripper“, dessen Inhaber mit Stolz den Namen eines Frauenmörders feiert und glorifiziert. Der Barbershop wirbt zudem damit, dass es ein reiner Männerraum ist, der Frauen den Zutritt verbietet.

  • Das Tagungshaus Schönblick in Schwäbisch Gmünd, das im Oktober 2022 sog. „Lebensschützern“ eine Plattform gab, um deren misogyne, rückschrittliche und schlicht menschenverachtenden Positionen zu verbreiten.

  • CDU Stuttgart Ost, die sich insbesondere durch ihre Aussagen zur Debatte um sexistische und rassistische Bildsprache auf dem Wasen für den Preis qualifizierte. Ihr offensichtliches Interesse ist dabei die Wahrung des „Altbewährten“ und rückständiger Verhältnisse.

  • Stuttgarter Polizeibehörden, die durch das Sabotieren von feministischen politischen Aktionen deutlich machen, dass sie kein Interesse haben patriarchale Strukturen abzubauen, sondern damit stützen.

  • Frank Nopper, der zunächst durch seinen Wahlkampfspruch „schaffen statt gendern“ negativ auffiel, sich mehrfach gegen den Support von Frauen und queeren Menschen (sei es durch das NICHT-Hissen der Regenbogenflagge oder das Aussprechen gegen kostenlose Tamponspender im Rathaus) oder auch dem Bagatellisieren der Sexismus Debatte auf dem Wasen qualifizierte.

  • John Heer – Bordellbetreiber und öffentliche Person (lies sich als OB bei letzter Wahl aufstellen). Patriarchat durch und durch, der aus dem Ganzen Profit schlägt, sich daran bereichert und damit auch noch öffentlich profiliert.

  • Patrick Patriarchat – stellvertretend für alle Alltagssexisten, denen Frauen* tagtäglich ausgesetzt sind. Die das Patriarchat nicht nur als solches verkennen, sondern auch aktiv stützen und uns das Leben schwer machen.



Und weil sie so schön ist hier nochmal die Laudatio auf unseren Gewinner:

Sehr geehrtes Publikum, liebe Stuttgarter*innen,

Der Oberbürgermeister Stuttgarts Dr. Frank Nopper wurde von den Sexismusexpert*innen, die unsere feministische Jury beinhaltet, zum größten Sexisten des Jahres 2022 gewählt.

Nopper, der seit 2021 Oberbürgermeister Stuttgarts und damit ALLE Stuttgarter*innen repräsentieren sollte, hat sich durch seine herausragenden Leistungen in Bezug auf das VERHINDERN der Bekämpfung von Sexismus und patriarchalen Strukturen in der Stuttgarter Stadtgesellschaft als unverkennbarer und einzigartiger Sexist einen Namen gemacht. Nopper fiel bereits im Wahlkampf 2020 durch den plakativen und gegen progressive Veränderungen unserer Sprache gerichteten Slogan „Schaffen statt gendern“ auf. Dass er kein großartiger Unterstützer der vielfältigen Stuttgarter Stadtgesellschaft, insbesondere von Frauen und queeren Personen sein wird, bewies er dann 2021, als er sich gegen das Hissen der Regenbogenflagge am Rathaus anlässlich eines EM Spiels gegen Ungarn, dessen Regierung zunehmend homo-und transfeindliche Gesetze erlässt, aussprach. Auch in der Diskussion um sexistische Bildsprache auf den Schaustellerständen auf dem Wasen, haben wir im Gegensatz zum Preisträger Nopper keine Mühe das Pferd oder bzw. den Gaul beim Namen zu nennen – das ist Sexismus. Denn in dieser Wasen-Debatte fand sich Nopper nur berufen zu „Gelassenheit“ aufzurufen und sich „auf das, was wichtig ist zu konzentrieren“. Wir sind sowas von NICHT gelassen, wenn UNSER Oberbürgermeister sich so bewusst gegen fundierte Kritik an Sexismus und sexistischer Bildsprache stellt. Da helfen auch keine leeren Worte zum diesjährigen Frauenkampftag, in denen Nopper sich bei den Frauen bedankt und mahnt für wirkliche Chancengleichheit und Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern zu sorgen. Warum fangen Sie nicht damit an, Herr Nopper? Womit Sie aber ganz sicher Recht haben: “Frauen (Anmerkung der Redaktion: sowie alle Menschen, die von patriarchaler Unterdrückung betroffen sind) haben in der Geschichte Stuttgarts schon immer eine große Rolle gespielt, sie sollen in der Gegenwart und in der Zukunft eine noch größere Rolle spielen.” JA das werden WIR und genau deshalb nehmen wir hier und heute diesen Raum ein und feiern UNS.

Nopper, dem frisch gekührten größten Sexisten des Jahres 2022, Preisträger des Goldenen Gauls- gebührt daher kein Applaus, danke für nichts.

Er gebührt UNS, die heute hier sind und allen Kämpfer*innen gegen Sexismus, Patriarchat und allen anderen Formen von Unterdrückung.

Ausgewählte Texte