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Frauenkampf

Frauenstreik am 8. März 2022 – Frauen solidarisiert euch!

Wir erkämpfen uns die Welt und das Leben zurück

You can find the English language version here

Die Version des Aufrufs in einfacher Sprache findest du hier

Der 8. März ist der Internationale Frauenkampftag. Für uns bedeutet dies einer der wichtigsten Tage, um auf die Situation von Frauen* weltweit sowie auch auf die bereits erkämpften Rechte feministischer Vorkämpferinnen aufmerksam zu machen. An diesem Tag gehen wir auf die Straße, um für unsere Rechte und ein gleichberechtigtes Leben einzutreten und einen gesellschaftlichen Umbruch einzufordern. Gründe, um auf die Straße zu gehen, wütend und laut zu sein und gegen die Unterdrückung zu kämpfen, gibt es mehr als genug.

Bereits seit dem Tag der Geburt erfahren Frauen die Prägung auf ihr künftiges Leben. Während Jungen Sandburgen bauen, lernen Mädchen bereits im Sandkasten den Umgang mit Sandförmchen um damit Kuchen zu backen. Eine Erziehung, die sich am Geschlecht orientiert, prägt während der Kindheit, Pubertät und im Erwachsenenleben: Das schutzbedürftige Mädchen und der männliche Rabauke entsprechen dem patriarchalen kollektiven Gedächtnis, das Frauen seit ihrer Kindheit antrainiert wird.

Der unsichere Ort – das Zuhause!

In der Ehe und Partnerschaft werden viele Frauen in die finanzielle Abhängigkeit geführt. 19 % der 30- bis 50-jährigen Frauen verdienen kein eigenes Gehalt. 63 % verdienen weniger als 1.000 Euro netto im Monat, da sie oft in Teilzeit und in schlecht bezahlten Berufen arbeiten. Die finanzielle Abhängigkeit ist enorm und hat erhebliche Auswirkungen auf Machtstrukturen innerhalb von Beziehungen und in der gesamten Gesellschaft. Frauen sollen, als Ausgleich zur Lohnarbeit des Mannes, die Aufgaben im Haushalt übernehmen, für Problemlösungen und Empathiearbeit sorgen, die Organisation der Freizeitgestaltung stemmen und sich noch um das Geburtstagsgeschenk für die Großmutter kümmern. Männer verlassen sich darauf, dass sie von ihrer Partnerin Erholung erhalten: Geborgenheit, Nähe, Sex. Männer und andere Familienmitglieder konsumieren und erwarten diese Fähigkeiten.

Die Trennung von Haus- und Sorgearbeit und Lohnarbeit ist in unserem patriarchalen und kapitalistischen System gewollt. Denn nur so funktioniert das System. Es ist darauf ausgelegt, dass sich Frauen Zuhause bei den Kindern aufhalten – und zwar unentgeltlich. Finanzielle Abhängigkeit vom Mann hat für die Frau zur Folge sich möglichst nicht zu trennen. Dies zeigt deutlich v. a. im Zuhause die Verknüpfung dieser Strukturen.

Denn genau dieser vermeintlich sichere Ort ist geprägt von Machtstrukturen

Aus einer ökonomischen Überlegenheit und verkrusteten Rollenbildern, entwickelt sich bei Männern ein Gefühl der Macht, das sich im Umgang und Respekt gegenüber Frauen verdeutlicht. Der Ort, von dem behauptet wird, er sei sicher, bedeutet für viele Frauen einer der gefährlichsten Orte in ihrem Leben. Das Zuhause wird zu einem Ort für Gewalt gegen Frauen. Statistisch gesehen, hat jede vierte Frau in ihrem Leben einmal Gewalt von ihrem Partner oder Ex-Partner erlebt. Die Verwobenheit aus patriarchaler und kapitalistischer Unterdrückung ist sozusagen Ursprung dieses Übels. Patriarchale Vorstellungen, die zementieren, dass Frauen eher Opfer seien, passiv und schwach, gehen Hand in Hand mit einer kapitalistischen Unterdrückung. Schlechter bezahlte, sogenannte Frauenberufe oder finanzielle Abhängigkeit aufgrund von unbezahlter Sorgearbeit für Kinder oder Angehörige, erhalten sich gegenseitig.

Es ist also definitiv an der Zeit dieses Zusammenspiel aufzubrechen!

Ob als Mutter oder als Mädchen, ob als Schwarze oder weiße Frau, als Migrantin, trans*Frau, ob im Pflegeberuf oder als Selbstständige: Wir haben ein Recht auf Unversehrtheit und es gilt gemeinsam, dieses Bewusstsein zu stärken. Wir müssen die Strukturen und Verhältnisse, in denen wir leben, hinterfragen und das Problem an der Wurzel packen.

Warum und wofür streiken wir?

Um den Verhältnissen entgegenzuwirken, müssen wir uns zusammenschließen und uns dagegen wehren, dass wir klein gehalten werden oder oft sogar unsichtbar sind. Wir möchten Räume erschaffen, in denen es keine Geschlechterhierarchien gibt und Frauen sich trauen, ja sogar gefordert werden, zu sprechen. Wir möchten ein sicheres Umfeld erleben, in dem Frauen sich ermutigt fühlen ihre Komfortzone auch mal zu verlassen und daran wachsen können.

Um uns Räume zurück zu erkämpfen, ist es wichtig sichtbar zu sein – so möchten wir uns am 8. März ein Teil des öffentlichen Raums nehmen und gemeinsam streiken, weil wir die Situation für Frauen so nicht mehr hinnehmen wollen. Wir möchten uns mit anderen Frauen solidarisieren und gemeinsam gegen die Verhältnisse einstehen, die uns unterdrücken. Wir möchten uns an diesem Tag um keinen Haushalt und nicht um die Sorgen anderer kümmern – wir haben die Verhältnisse satt und kümmern uns darum diese zu verändern.

Wenn ihr darüber auch so wütend seid, kommt dazu und streikt mit uns!

WENN FRAU WILL, STEHT ALLES STILL!

* Wir setzen das Wort Frau/Frauen für Personen, die sich als Frau definieren und/oder von der Gesellschaft als Frau gelesen werden und somit ähnliche Erfahrungen machen.

 

8. März 2022

12:00-16:00 Uhr Frauenstreikpavillon vor dem REWE am Ostendplatz (Jakob-Holzinger-Gasse) mit Informationsmaterial, Mitmachaktionen und Reden

12:00-13:00 Uhr Feministisch-kämpferische Mittagspause: Kommt vorbei und verbringt eure Mittagspause mit guten Gesprächen, mit Snacks und Getränke

15:30 Uhr Stuhlstreik: Bringt gerne eine Sitzgelegenheit mit und lasst uns gemeinsam laut werden. Bringt dafür gerne ein Symbol dessen mit, was ihr heute bestreikt: einen Kochtopf, den Terminplaner, den Einkaufszettel, die Wäsche usw.

2. April 2022

19:00 Uhr Frauenkneipe mit Vorstellung des Frauenkollektivs (Ort: Stadtteilzentrum Gasparitsch)

Ausgewählte Texte