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Frauenkampf

Verhaltensregeln für Männer und feministische Nachtwacht

Das Cannstatter Volksfest ist vorbei. Die Zelte und Buden werden abgebaut und bei vielen bleiben schöne Erinnerungen, neue Bekanntschaften, der ein oder andere Kater und die Vorfreude aufs nächste Fest. Doch nicht bei allen, denn für einige Wochen sind die Feste auf dem Cannstatter Wasen einer der wohl unsichersten Orte für weibliche Personen in der schwäbischen Metropole. Mit einer feministischen Nachtwacht und Verhaltensregeln für männliche Wasenbesucher haben wir dieses Jahr auf die Gewalt, plumpe Anmachen, das Begrapscht werden, sexistische Sprüche, Vergewaltigungen und vieles mehr aufmerksam gemacht, die anscheinend zur guten Tradition für viele dazu gehören.

Dieses Jahr war auch den Oberen der Stadt offensichtlich klar, dass die sexualisierte Gewalt rund um den Wasen ein Problem ist. Durch ein neues Projekt, ein Zelt auf dem Wasen, die sogenannte „WasenBoje“, wo Betroffenen von sexualisierten Übergriffen direkte Hilfe durch geschultes Personal angeboten wurde, wurde versucht das Problem in den Griff zu bekommen.

Doch was ist mit denen, die die Taten begehen? Werden dafür auch Projekte installiert, dass die in die Pflicht genommen werden? Präventive Maßnahmen oder Konsequenzen für die Täter, um sexualisierte Gewalttaten in Zukunft zu verhindern, haben wir auch dieses Jahr vergeblich gesucht.

Wir hatten daher selber Verhaltensregeln aufgestellt und rund um den Wasen verhängt. Da nach dem Volksfest vor dem Frühlingsfest ist, wollen wir diese hier nochmal zusammentragen:

SPAß wollen wir alle – 5 einfache Regeln für Männer damit das auch für Frauen* möglich ist:

  1. Promillegrenze. Wasen ohne Maß ist kaum vorstellbar, genauso wie Wasenzeit ohne sexistische Kackscheiße. Alkohol ist keine Ausrede für sexistisches Verhalten! Frauen* sind meist die Leittragenden des hohen Alkoholkonsums und werden begrapscht, belästigt und vergewaltigt.

  1. Kein noch so knappes Outfit berechtigt deine Hände auf unseren Körpern! Lass deine Hände bei dir!

  1. Sexualisierte Anmachsprüche oder Pfeifen sind keine Komplimente. Behalte sie für dich!

  1. Nein heißt Nein. Und nur ja heißt ja. Betrunken sein ist keine Ausrede für übergriffiges Verhalten! Eine Frau*, die betrunken ist oder sich nicht klar artikulieren kann oder will, ist keine Einladung zu sexuellen Handlungen, nur ein eindeutiges ja ist eine Zustimmung hierzu!

  1. Zeig solidarisches Verhalten, wenn du mitbekommst, wie eine Frau* offensichtlich unerwünscht bedrängt wird und frag, ob sie Unterstützung benötigt.

Achso und ja wir wissen es: „Man(n) darf nichts mehr.“

Ganz genau! Sexualisierte Gewalt und Übergriffe waren noch nie ok!

Wir sprechen hier von Verhaltensregeln für Männer, weil unsere Erfahrungen und die Gespräche, die wir führen, zeigen, dass es überwiegend Männer sind, die Frauen* belästigen, bedrohen und vergewaltigen.

Noch einige Impressionen der feministischen Nachtwacht. Mit verschiedenen Reden wurde auf die Gewalt und sexualisierten Übergriffe rund um das Volksfest aufmerksam gemacht, Erfahrungsberichte geteilt und Forderungen im Stadtbild hinterlassen. Den Aufruf des Frauenkollektivs Stuttgart zur feministischen Nachtwacht findet ihr hier und eine Einordnung zur Wasenboje und zum Volksfest der organisierten autonomie Stuttgart hier.

Zusammen haben wir ein Zeichen gesetzt, dass wir den Status Quo der Patriarchalen Gewalt satt haben. Lasst uns auch in Zukunft daran arbeiten, um endlich eine Stimmung herzustellen, dass Täter mit ihrem Verhalten nicht mehr durchkommen und von allen Seiten Konsequenzen spüren. Denn das nächste Volks- oder Frühlingsfest, der nächste Club- oder Barbesuch, die Fahrt mit der U-Bahn oder Festivitäten, wo Menschen zusammen kommen und feiern kommen ganz sicher.

Daher: „Macker gibt`s in jeder Stadt, bildet Banden macht sie platt“

Ausgewählte Texte